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SAC Aarau
Tourenbericht
Klosters, Monbiel – Silvrettahütte – Chamonna Tuoi – Jamtalhütte – Val Urschai – Ardez (statt Pigne d`Arolla)
Tourenbericht
Bericht
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Ein bisschen herrschte Ratlosigkeit. Wo solls denn hingehen bei diesen Prognosen: 67mm Regen, über 1m Schnee am Alpenhauptkamm am Donnerstag, aber ab Freitag schönstes Wetter. Adi, unser Bergführer und Peter entschieden sich für ostwärts, Silvrettagebiet. Überraschend schnell wurde alles durchorganisiert und Donnerstagmorgens 7:53 ging die Post ab. Unterwegs Schnee und in Klosters Regen wie aus Giesskannen, eine neue Erfahrung: Schon während wir unsere Schneeschuhe festzurrten regnete es uns in den Hosenbund und später befeuchtete uns der Regen durch Coretex-Superfasern hindurch den Rücken. Punkt 12 Uhr starteten wir. Eine Kolonne farbiger Pelerinen stapfte durchs Sardasca Tal. Nach 1,5h pausierten wir mehr oder weniger motiviert unter einer grossen Tanne. Eigentlich eine schöne Landschaft, viel Schnee, eine mit weissen Kissen und Decken verzierte Landquart, Vögelgezwitscher, vili Rägetröpfli uf eusne Chöpfli. Über Lawinenkegel, Eismocken, Gehölz und Steine gings bald steil durch das Galtürtäli zickzack hoch. Adi konsultierte sein GPS, wir die markanten Stangenwegweiser. Um 17:00 überschritten wir das 2452er-Pässli, jubelten leicht gequält und stiegen zur Silvrettahütte ab. Dort deponierten wir alles was öffentlich ausziehbar war im Trocknungsraum, den Rest musste durch Eigenwärme nadisna getrocknet werden.
Freitag, 7:25 der Schritt nach draussen. Eine ruhige, wunderbar verzauberte Schneelandschaft. Über dem Nebelmeer die Weissflue mit den arbeitenden Pistenbullis, linker Hand das runde Pischahorn. Adi pflügte sich durch den Schnee, wir folgten ihm schweigend. Am halbi Nüni erreichten wir die Silvretta-Gletscherkante. Rucksackgeraschel, Geklimper, Geknorze und wir waren angeseilt. Adi überprüfte und schritt voraus der wunderbaren Morgensonne entgegen. Auf dem Silvrettapass eine kurze Diskussion: Piz Buin ging nicht, viel zu viel Schnee und zu heftigen Wind. Also weiter gegen den Südwestwind ankämpfend bis die klimatischen Bedingungen für ein Päuslein stimmten: Vor dem Mezdi Pass endlich die ersehnte Möglichkeit, feste und flüssige Nahrung zu sich nehmen zu können. Zu meiner Überraschung folgte danach der Höhepunkt: Der 40° steile Abstieg zur Tuoi-Hütte. Meine Schneeschuhe-Stögeli wuchsen in ungeahnte Höhen, meine Knie-, Fuss- und Kiefergelenke knirschten hörbar. Auf der sonnigen Tuoi- Hüttenterrasse dann, mit Blick zum Piz Buin und den mit weisser Nabelschnur verbundene Pizli Buin, prosteten wir uns freudig zu.
Samstag, 6:55 der Schritt nach draussen: Warm, noch sonnig, aber das Zwischentief war schon sichtbar. Steil und im Zickzack ging‘s zur Fuorcla Vermunt hoch. Beim Seeli, direkt unterhalb des grandios beleuchteten Piz Buins die erste Pause. Nach dem Grenzpässli folgte wieder Rucksackgeraschel, Geklimper, Geknorze und wir waren angeseilt. Adi überprüfte und schritt rechts voraus mit Ziel Dreiländerspitz. Der Schnee unter unseren Schneeschuhen knirschte vor Schmerzen, die Sonne lachte uns entgegen und die beleuchteten Wolken umschmeichelten feurig die mächtigen Berggipfel. Von links nahten die Schitürler aus der Wiesbadenerhütte. So konnten wir ihre Spur im steilen Aufstieg in der Schneereichen Nordflanke nutzen. Im Skidepot wechselten wir die Schneeschuhe mit den Steigeisen aus. Adi nahm uns an die kurze Leine und führte uns sicher entlang dem messerscharfen vereisten Grat auf den Gipfel. Kurz zeigte sich noch der Ortler, dann verpackten die Wolken die spitzige Spitze. Nach kurzer Gratulation stiegen wir wieder ab. Sicher erreichten wir unsere Schneeschuhe, montieren sie und pflügten uns den steilen Neuschneehang hinunter. Bald überschritten wir die Ochsenscharte und stürzten uns zur Jamtalhütte runter. Dort angekommen, genehmigen wir uns eine Suppe, ein Bier, es paar Salzstängeli und natürlich eine warme Dusche!
Sonntag, 7:55 der Schritt nach draussen: Warm, krönende Sonne über dem Kronenstock, kein Wind. Locker startete Adi mit uns in den letzten Treckkingtag. Kurz nach dem Finanzerstein – ein Lawinenmahnmal – bogen wir rechts weg und kraxelten in interessantem, abwechslungsreichem Moränengelände Richtung Pass Futschöl. 10:54 überschritten wir zügig die steinigweisse Österreichergrenze und drangen in die Schweiz ein. Doch urplötzlich standen wir auf einer mächtigen Schneewächte: Philipp – als begnadeter Snöber - träumte von einem backside-three-sixty, am Tail gegrabt mit goofy angefahrenem Spin, double geflipt (;-o). Adi riet zum Umgehen des Abgrundes. Nach kurzer Pause entledigten wir uns der warmen Kleidung und stapften schweigend in Einerkolonne durch das Urschai–Täli entlang dem wunderschönen Tasnan-Bach. Bei der Linksabzweigung nach Ardez pausierten wir kurz und erblickten über uns einen Bartgeier. Bequem und ohne Flügelschlag erkundete er entlang dem Südhang die Fischmäuler und Schneerutsche nach toten Tiergebeinen. Schon bald erschien bewaldetes Gebiet, dann eine Alp und bald ein Fahrsträsschen. Auf diesem ging’s in schnellen Schritten durch Ardez zum Bahnhof und ohne langen Firlefanz mit dem Postauto Richtung nach Hause. In Zürich verabschiedeten wir Adi - Vielen Dank für die kompetente und sichere Führung – und Franco. In Aarau angekommen dann Danke, Adieu und Tschüss. Ja, es waren wirklich tolle Tage: Danke Peter für die Planung, Durchführung, kompetente Leitung und spannenden klimatischen Vorgaben für das tolle Treckking.