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SAC Aarau
Tourenbericht
Berge als Grenze, NaTour
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Bericht
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8 Personen sind auf dem Weg nach Seewis, wo uns um 09.18 Uhr Johannes Jakob, Forstingenieur von der Herrschaft Prättigau - Davos vom Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden erwartet. Er begleitet uns heute Samstag durch den Bergwald zur Schesaplanahütte und erzählt uns über Schutzwald, Wald - Wild - Wolf, Wald im Klimawandel, ökologische, landschaftsprägende Wald-, bzw. Baumgrenze. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde marschieren wir um 09.30 Uhr los. Wir verlassen das Fahrsträsschen nach kurzer Zeit und biegen in den Wald ein. Zuerst entdecken wir auf einer Lichtung bei einer Quelle gelbbraune, glatte Flächen. Der farbige Belag ist Kalk, der sich beim Wasseraustritt durch die Wärme (Sonneneinstrahlung) auf dem Fels ablagert (ähnlich den Ablagerungen in Boilern bei uns im Aargau). In dieser feuchten Umgebung gedeiht auch der „Katzenschwanz“.
Die Blätter der Laubbäume verfärben sich schon langsam herbstlich. Aber es gibt auch Blätter mit eigenartigen dunklen Punkten / Verfärbungen: Diese sind von einem Pilz befallen. Das feuchte, regnerische Klima seit dem Frühling hat die Verbreitung dieses Pilzes begünstigt. Wenn das nächste Jahr trockener ist, erholen sich die Bäume wieder. Anders verhält es sich mit den Ulmen. Auch diese Baumart entdecken wir. Leider gibt es nicht mehr so viele und vor allem keine grosse, alte Exemplare: Vor etwa 100 Jahren wurde aus Asien ein Pilz eingeschleppt, der das sogenannte Ulmensterben verursacht und bis heute alle Bäume mit dem Altern vernichtet. Vor allem die Bergulme. Und es gibt kein „Heilmittel“ dagegen. Weiter unten in der Schlucht, die Seewis von Fanas trennt, treffen wir auf den Flurnamen „Cholplatz“.
Nicht dass da früher etwa „Chabis“ angebaut wurde, sondern es wurde geköhlert: Aus Laubbäumen (v.a. Buche) wurde Holzkohle hergestellt. Diese wurde teilweise direkt vor Ort gebraucht um Kalk zu brennen, da damit ein heisseres Feuer als nur mit Holz unterhalten werden kann. Der gebrannte Kalk kann als Mörtel zum Mauerbau, als Verputz oder zum „Weisseln“ von Wänden in Räumen (antibakteriell) verwendet werden. Später entdecken wir eine alte Buche, deren Stamm unten ziemlich tot ausschaut, mit Löchern, Ausbrüchen und Hohlräumen. Oben hingegen ist der Baum noch toplebendig mit drei Stämmen voller grünem Laub. Am Grund der Hohlräume gibt es sog. „Mulm“: Das tote Holz zersetzt sich, es beginnt die Humifizierung. Das ist der Lebensraum vieler Kleinlebewesen. Und an der Decke der Hohlräume lassen sich z.B. Fledermäuse nieder. Auch der Kauz wohnt in solchen „Höhlen“.
Diese sog. Habitatsbäume sind für die Biodiversität sehr wertvoll und können vom Waldbesitzer gemeldet werden. Mit Vertragsabschluss, dass er sie bis zum Zusammenfall stehen lässt, bekommt er Fr. 500.-. Es gibt in diesem Wald auch viel Totholz: einzelne abgestorbene Fichtenstämme mit vielen Löchern deuten auf die Anwesenheit von Spechten hin. Am Boden liegende Baumstämme zerfallen langsam und winzige junge Bäumchen schlagen darauf ihre Wurzeln. Die Mittagszeit naht, wir verlassen den kühlen Wald und geniessen unser Picknick an der Sonne. Am Nachmittag zeigt uns Johannes junge Tannen, deren Stamm durch Schaben von Hirschen mit dem Geweih geschält werden und so absterben. Ein weiteres Problem ist, dass das Rotwild die frischen Sprossen frisst.
Beides ist seit längerem, vor allem im Schutzwald, ein grosses Problem wegen der zu grossen Rotwildpopulation und kann mittels der Jagd nicht genügend abgewehrt werden. Die Anwesenheit des Wolfes und vor allem von Wolfsrudeln, wirkt sich da sehr positiv darauf aus. Nicht dass die Anzahl Tiere wirklich vermindert wird, denn Wölfe erbeuten vor allem schwache, kranke und alte Tiere. Aber das Wild verhält sich anders, ist mehr auf der Hut und mehr unterwegs, so dass bedeutend weniger Schäden auftreten. Beim Aufstieg durch alle Vegetationsstufen (Mischwald, Nadelwald, Waldgrenze) sichten wir auch eine Blindschleiche und einen schwarzen Alpensalamander, sowie immer wieder Eierschwämmchen (Pfifferlinge), die wir Johannes schenken. Der Weg ist weit, unsere Beine sind müde als wir gegen 17.00 Uhr die Schesaplanahütte auf 1900 m sichten.
Der Weg ist weit, unsere Beine sind müde als wir gegen 17.00 Uhr die Schesaplanahütte auf 1900 m sichten. Johannes verabschiedet sich mit einem guten Tropfen „Aarauer Gold“ (Honigwein) von Peter und herzlichem Dank für seine interessanten Erklärungen. Noch ein kurzer Aufstieg und wir kommen in der gut gefüllten Hütte an. Ein hübsches 6er und 3er Zimmer wird uns zugeordnet. Das Nachtessen mit köstlicher Tomatensuppe, frischem Salat, Älplermagaronen und dem leckeren Caramelköpfli -> Super!
Sonntag, 06.30 Uhr, ein leiser Weckruf ertönt und um 07.00 Uhr stehen wir am Morgenbuffett. Um 08.00 Uhr marschieren wir auf dem Prättigauer Höhenweg los. Angenehm geradeaus im zuerst kühlen Morgenschatten queren wir Hang um Hang. Die Sonne lässt nicht lange auf sich warten und wir sehen eine grosse Schafherde. Vereinzelte Blumen am Wegesrand, die sanften grünen Wiesen des Prättigaus, Tief- und Weitblicke zum Calanda und Falknis. Beim Punkt Golrosa (2128 m) entscheiden wir uns für eine Zusatzrunde, da genügend Zeit bleibt. Der Weg geht weiter mehrheitlich geradeaus, Hang querend. Eine gemütliche Mittagsrast ist angesagt. Beim Abstieg über Faderer Fürggli – Fadura – Freischa – Eggli erblicken wir noch ein Falke und erreichen bald die Seilbahn. Im Bergrestaurant gönnen wir uns noch Kuchen und Getränke. Steil hinunter führt uns die Seilbahn nach Fanas, wo wir das Postauto erreichen.