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SAC Aarau
Tourenbericht
Alpine Archäologie Schnidejoch
Tourenbericht
Bericht
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Peter organisierte zusammen mit den Archäologen Regula Gubler und Marcel Cornelissen vom archäologischen Dienst des Kantons Bern einen dreitägigen Anlass zu Fundstellen im Grenzgebiet des Kantons Bern zum Kanton Wallis. Die Wanderungen erfolgten ausschließlich auf weiß-rot-weiß markierten Wegen, lediglich die Seile zum Festhalten waren blau gefärbt.
Nicht nur das Tinsenjoch, dem Fundort von Ötzi, diente im Neolithikum als Alpenübergang. Auch in der Schweiz wurden beispielsweise am Lötschenpass sowie am Schnidejoch Gegenstände aus dieser Zeit gefunden. Diese Passübergänge wurden also zu einer Zeit begangen als sie im Sommer noch Schnee und Eisfrei waren. Es konnte eine Korrelation zwischen der Zeit der Entstehung der Fundgegenstände und dem Stand des Eises festgestellt werden. Hatten sich die Eismassen auf 2700 m zurückgezogen, so konnten aus dieser Zeit Fundgegenstände datiert werden.
Am ersten Tag wurden uns beim Archäologischen Dienst in Bern-Bümpliz Gegenstände gezeigt, welche in den letzten 20 Jahren gefunden wurden. Neben einem Bogen aus Eibe, den dazugehörenden Pfeilen, sowie dem Futteral für den Bogen aus Birkenbast, wurden auch Stoffreste gefunden, welche als Kleidung oder einer Tasche dienten. Ein weiteres Teil aus Holz (Ulme) dürfte als Tasse oder Schüssel gedient haben. Neben diesen Funden aus dem Neolithikum wurden auch Gegenstände aus der Bronze- und Römerzeit gefunden. Die zahlreichen römischen Schuhnägel wurden bis zum Iffigensee hinab gefunden. Hier befand sich möglicherweise schon damals eine Alp oder eine Station für Passgänger. Durch den Fund eines Dachziegels aus der Römerzeit wird diese Vermutung gestützt. Am Sanetschpass, dem Endpunkt der dreitägigen Wanderung wurden unter einem überhängenden Felsen Holzkohlenreste aus der Bronzezeit gefunden.
Oberhalb des Fluhseelis wurden zwei römische Münzen gefunden. Hier war aber kein Passübergang. Vermutlich war dort eine Alp und die Bewohner handelten mit den Römern.
Speziell sind zwei Funde vom Lötschenpass und Schnidejoch: Jeweils Holzteile eines Kästchens für Proviant. In einem Kästchen wurden Spuren von Getreidekörnern (Roggen) gefunden. Beide Kästchen wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von ein und der derselben Person hergestellt.
Stellt sich die Frage, weshalb am Schnidejoch zwar Gegenstände gefunden werden, aber keine Mumie wie bei Ötzi. Eine Erklärung ist, daß die Leiche von Stammesangehörigen geborgen und nach dem damaligen Ritus bestattet wurde.
Es stellte sich nun die Frage wie es mit Fundstellen im Kanton Bern insgesamt aussieht, wenn schon auf dem Lötschenpass, Schnidejoch und beim Fluhseeli relativ hoch, Gegenstände gefunden wurden.
In Allmendingen bei Thun wurde ein Heiligtum sowie eine kleine Siedlung aus der Eisenzeit gefunden. Ältere Fundstellen finden sich nur vereinzelt im Simmental oder Haslital. Es wurden bis anhin keine größeren Ansiedlungen aus der Bronzezeit oder älter gefunden.
Regula Gubler und Marcel Cornelissen wiesen darauf hin, daß die heute in den Alpen weit verbreitete Herstellung von lange haltbarem Hartkäse erst seit einigen Jahrhunderten möglich ist. Die davor hergestellten Käse waren nicht lagerfähig und somit nicht exportierbar.
Archäologie beschränkt sich nicht nur auf alte Funde. Letzthin wurden an der Diablerets ein Ehepaar gefunden, welches 1941 im Gletscher verunglückte und dort für sechzig Jahre verschwand.
Es waren drei spannende Tage mit einer Mischung aus Touren und wohl dosierter Vermittlung von archäologischen Befunden.