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SAC Aarau
Tourenbericht
Über Mont Rogneux zum Fuss des Grand Combin
Tourenbericht
Bericht
Freitag, 23. August
Regina organisierte ihre zehnte Wanderung im für manchen unbekannten Unterwallis. Um ein Haar gingen auf der langen Anreise drei SACler beim Umsteigen in Orsières verloren. Dank eines Vollstopps des Buschauffeurs konnten die drei, die am falschen Ort warteten, schliesslich doch noch einsteigen.
Der erste Tag führte in einem gemütlichen, aber dennoch schweisstreibenden dreieinhalbstündigen Aufstieg von Liddes am Grossen St. Bernhard zur Cabane de Mille (2'473 m), über dem Val d'Entremont. Unterwegs blieb ausreichend Zeit, nach Steinpilzen und Beeren Ausschau zu halten, welche am Wegesrand zahlreich zu finden waren. Im schattigen Waldgebiet machten wir mitten auf dem schmalen Wanderweg Mittagspause. Christine nutzte die Zeit, den SAC-internen Pilzexperten Bruno per SMS zu konsultieren. Dieser gab unseren Fund zum Verspeisen frei. Nicht gerechnet hatten wir beim Picknick mit Bikern, die uns beinahe vom Weg gefegt hätten. Wie auf Federn sitzend, juckten wir zur Seite. Nach diesem kurzen Intermezzo gings gestärkt in der Sonne weiter, immer aufwärts, vorbei an einer Alp mit prächtigen, schottischen Hochlandrindern zum Verlieben, zwei Säulis und ein paar Hühnern. Die Hütte bereits im Visier, erfreuten wir uns an der reichen Alpenflora mit Orchideen, Herbstzeitlosen, Bergastern und Alpen-Leinkraut.
Nach 1'120 Metern Aufstieg kamen wir in der modernen, doch heimeligen Hütte an. Diejenigen, die noch nicht ausgepowert waren, nahmen den knapp halbstündigen Weg zum Mont Brûlé unter die Füsse. Währenddessen rüsteten andere die Pilze oder frönten auf den Liegestühlen fläzend dem Hopfentee. Freundlicherweise bereitete der Hüttenwart für uns zum Apéro ein feines Pilzragout zu. Zum Nachtessen wurden wir mit Gemüsesuppe, Rüeblisalat, Kartoffelstock und Braten sowie Apfelmus mit Zimt verwöhnt. Draussen gab es zum Abschluss des Tages ein zartes Abendrot mit einer scherenschnittartigen Bergsilhouette.
Samstag, 24. August
Der zweite Tag war von den dreien der strengste. Wie auf einer Achterbahn ging es auf und ab. Zunächst in etwa 90 Minuten auf den Wandergipfel Mont Rogneux (3'083 m) mit Blick auf den Petit Combin und seinen imposanten Gletscher sowie etliche Walliser Viertausender. Sogar das Matterhorn erspähten wir im Dunst. Nach dem Gipfelgaudi folgte ein zweistündiger Abstieg und nach der Mittagsrast ein erneuter Aufstieg zum Col des Avouillons (2'648 m). Dort tauchte die Cabanne de Panossière erstmals in unserem Blickfeld auf. Nur der schwindende Glacier de Corbassière mit seiner hohen Seitenmoräne trennte uns noch von ihr. Wir rätselten, wie es wohl wäre, direttissima über den Gletscher zur Hütte zu wandern. Doch es blieb bei dem Gedanken. Nolens volens stiegen wir zur 210 Meter langen Hängebrücke und den weidenden Schwarznasenschafen hinab und erfreuten uns am besonderen Schaukelfeeling 70 Meter über dem Torrent de Corbassière. Nach dem dritten Aufstieg des Tages, vorbei an unzähligen Edelweissen und Edelrauten, und nach insgesamt gut sechs Marschstunden erreichten wir die stark besuchte und einmalig am Fusse des Grand Combin gelegene Cabane de Panossière (2'644 m). Subito und begleitet von ein paar quietschenden «Brrrrrrs!» standen nacheinander ein paar unerschrockene Frauen und Franco unter der erfrischenden Freiluftdusche.
Bei Kaffee und feinem Zitronen- und Mandelkuchen versüssten wir uns die Zeit bis zum Abendessen. Der Hüttenwart und zugleich Wirt hatte in der vollbesetzten Hütte alle Hände voll zu tun, was sich in seiner Laune entsprechend niederschlug. Mit Bravour servierte das Hüttenteam uns ein feines Menü mit Currysuppe, Salat, Pesto-Teigwaren und Schoggimousse. Während wir am Tafeln waren, ging draussen ein heftiges Gewitter nieder.
Sonntag, 25. August
Am Abschlusstag wartete ein kurzer, aber stellenweise knackiger Aufstieg zum Col des Otanes (2'845m) auf uns. Unverhofft tauchten in den Felsen zahlreiche Steinböcke als dankbare Fotosujets auf. Auf dem Pass zeigte sich der Grand Combin mit seinen drei Gipfeln noch einmal in seiner ganzen weissen, eisig-kalten Pracht. Nach einer ausgiebigen Pause nahmen wir den langen Abstieg nach Mauvoisin unter die Füsse.
Regina hat eine Wanderung mit in verschiedener Hinsicht unterschiedlichen Eindrücken organisiert und geleitet. Umsichtig und geduldig wartete sie jeweils auf diejenigen, die durch das Bestaunen der Pflanzen- und Bergwelt oder andere Unpässlichkeiten ins Hintertreffen gerieten. Für die gegenseitige Rücksichtnahme sei allen Teilnehmenden gedankt.