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Kultur-Berge und Berg-Kultur: Kultur in den Alpen? Kultur der Alpen?
Kolumne der Kommission Umwelt und Kultur
Bergbegeisterte Wanderer und Bergsteigerinnen suchen auf ihren Touren die (unberührte) Natur. Sie erzählen von Wildnis und Einsamkeit, von prachtvollen Blumen und überraschenden Tierbegegnungen. Und das alles ist auch zu finden und kann zu tiefen Erfahrungen führen.
So war im Juli eine Gruppe des SAC Aarau (siehe Tourenbericht) im Silvrettagebiet unterwegs: Die Beobachtung einer Hirschkuh, die eine Bergwiese querte und ruhig im Wald verschwand, das Entdecken von leuchtenden Feuerlilien am Wegrand – Natur pur, in der wir uns bewegten.
Aber Achtung: Der Schein kann trügen. Thomas Reitmaier, als Bündner Kantonsarchäologe unser Begleiter, forderte uns oberhalb der Heidelberger- Hütte auf, das weite Val Fenga vor uns mit archäologischem Blick zu erkunden und uralte Spuren menschlicher Alp-Kultur zu identifizieren: Schutzplätze unter grossen Steinblöcken, Überreste einer bronzezeitlichen Alphütte oder Steinstrukturen, die auf einen prähistorischen Pferch hinwiesen.
Was wir bisher als reine Natur betrachtet hatten, wandelte sich mit den Hinweisen des Archäologen in eine uralte Kulturlandschaft. Seit mehr als 10‘000 Jahren durchstreiften und nutzten Menschen diese alpine Landschaft und verwandelten sie in die heutige Gestalt. Holzfunde im Moor zeigen, dass das Gebiet ursprünglich bewaldet war und abgeholzt wurde. Sporen von Pilzen, die nur auf Kuhdung wachsen, belegen die prähistorische Weidewirtschaft. Untersuchungen von Keramikscherben zeigen, dass schon in der Bronzezeit Milchwirtschaft betrieben wurde.
Die Alpen sind nicht einfach die Alpen. Unser Blick darauf, unsere Erfahrungen darin sind alles andere als selbstverständlich. Momente und Aspekte menschlicher Erfahrung, unserer Erfahrung in und mit den Alpen greifen wir in dieser Kolumne zukünftig auf und vertiefen und überdenken sie mithilfe kultureller Impulse der Gegenwart. (hki)